Beim Einlaufen in die Kieler Bucht wurde an Bord eines Frachters ein Temperaturanstieg im Frachtraum festgestellt. Das Schiff war seit drei Tagen unterwegs und hatte Holzpellets geladen. Um den Vorgang zu untersuchen, lief es einen nahe gelegenen Hafen an. Die Feuerwehr war bereits vor Ort, als die Luke zum Frachtraum geöffnet wurde. Mit einem Verladebagger wurden anschließend die brennenden Pellets auf die Pier geschaufelt, um sie abzulöschen.
Ein Gutachter des IFS untersuchte wenig später das Schiff. Auf der Backbordseite zeichnete sich im Frachtraum ein Brandtrichter an der Wand ab, direkt oberhalb eines Natriumdampf-Hochdruckstrahlers. Vor dem Beladen waren Kapitän und Crew explizit darauf hingewiesen worden, die Pellets beim Laden, während der Überfahrt und beim Löschen der Ladung keiner Wärmequelle aus- zusetzen.
Die zwölf Strahler der Frachtraumbeleuchtung hätten demnach ausgeschaltet sein müssen. Sie wurden von der Brücke aus bedient. Auf dem entsprechenden Bedientableau konnte jeder Strahler einzeln geschaltet werden. Zuvor musste die Beleuchtung über einen Schlüsselschalter freigegeben werden. Um sicherzustellen, dass niemand versehentlich doch die Beleuchtung einschaltet, habe man außerdem im Maschinenraum die Vorsicherung für die Frachtraumbeleuchtung ausgeschaltet, sagte man dem Gutachter.
Und doch war mindestens ein Strahler im Frachtraum während der Überfahrt eingeschaltet gewesen. Daran ließ das Spurenbild keinen Zweifel. Die Natriumdampf-Hochdrucklampen, die eine Betriebstemperatur von mehr als 300 °C erreichen, waren in einer Aussparung hinter einem Schutzgitter verbaut. Die als Schüttgut geladenen Pellets reichten bis hinauf zu den Strahlern und konnten problemlos durch das grobe Gitter in die Aussparung rieseln. Dort hatten sich Pellets an der heißen Oberfläche des Leuchtmittels entzündet.
Dafür genügten bereits 180 °C, wie Brandversuche im IFS zeigten. Eine Selbstentzündung, die in diesem Fall als Schadenursache diskutiert wurde, konnte das Laborteam ausschließen.
Brände durch Überhitzungen an heißen Leuchtmitteln treten in sehr unterschiedlichen Bereichen auf. Vom Vorhang, der im Wohnzimmer zu nah am Deckenfluter hing, über die Baubeleuchtung neben einem Holzbalken bis zum geplatzten Halogenstrahler im Möbelhaus, dessen heiße Bestandteile Dekostoffe in Brand setzten, hat das IFS schon viele Fälle dieser Art untersucht. Die Betriebstemperatur wird oft unterschätzt.
Schäden wie dieser werden auf der Internetseite des IFS www.ifs-ev.org regelmäßig veröffentlicht.