im Bevölkerungsschutz im Zollernalbkreis
Anfang 2022 hat das Landratsamt Zollernalbkreis ein Führungsnachwuchsprogramm für junge Ehrenamtliche im Bevölkerungsschutz gestartet. Die Idee zum Programm wurde vom Führungsstab des Zollernalbkreises ausgearbeitet, um Nachwuchskräfte zu gewinnen. Wesentliche Elemente des Programmes waren Führungsausbildung sowie Workshops zur Persönlichkeitsbildung und zum Selbstverständnis der eigenen Rolle als Führungskraft. Dazu fanden außerdem eine aktive Einbindung in die Arbeit des Führungsstabs sowie eine Exkursion zum Polizeipräsidium Reutlingen statt. Das Konzept des Führungsnachwuchsprogramms wurde 2022 von dem Deutschen Feuerwehrverband und dem Verband der öffentlichen Versicherer mit dem Innovationspreis IF-Star ausgezeichnet. Inzwischen ist das Programm abgeschlossen, doch eine Neuauflage ist bereits vorgesehen.
Ziel und Teilnehmerkreis des Programms
Ziel war es, talentierte und motivierte Ehrenamtliche im Bevölkerungsschutz zu fördern und den Katastrophenschutz im Zollernalbkreis zu stärken. Das Programm geht dabei über die Lehrgänge an den Bildungseinrichtungen der Organisationen hinaus, ist aber nicht dafür vorgesehen, diese zu ersetzen. Vielmehr sollen die Teilnehmer vor allem durch den lokalen Bezug ergänzend auf Führungsaufgaben in der eigenen Organisation und im Führungsstab vorbereitet werden.
Neben der Entwicklung von einsatzkritischen Führungskompetenzen und der Förderung der Persönlichkeit standen vor allem auch Teamarbeit, die Bildung eines Netzwerkes und die organisationsübergreifende Zusammenarbeit im Fokus.
Insgesamt 17 Teilnehmende von Feuerwehren, DRK, Bergwacht und THW aus dem Zollernalbkreis starteten im Januar 2022 in das Programm.
Programmablauf
Der Auftakt – ein Kennenlernen mit Teambuilding-Elementen – musste aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie online abgehalten werden.
Kurz darauf fand eine Einweisung der Führungskräfte aller Hilfsorganisationen im Zollernalbkreis in das zu diesem Zeitpunkt neu ausgearbeitete Einsatzführungskonzept des Zollernalbkreises bei Flächenlagen statt. Als künftige Adressaten des Konzepts nahmen an dieser Einweisung auch die neu gewonnenen Nachwuchsführungskräfte teil. Das Konzept beschreibt im Wesentlichen die Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren, Hilfsorganisationen und dem Führungsstab und legt Anforderungen an die beteiligten Stellen fest. Insofern bildet das Konzept die Grundlage für die Arbeit des Führungsstabs.
Darauf folgte Ende April eine Exkursion zum für den Zollernalbkreis zuständigen Polizeipräsidium Reutlingen, wo die Teilnehmenden einen Blick hinter die Kulissen des Polizeivollzugsdienstes werfen konnten. Aus erster Hand erhielten sie dort Informationen zur bei der Polizei üblichen „rückwärtigen Führung“ von Einsätzen, die einen klaren Gegensatz zur Führung vor Ort an der Einsatzstelle, wie in aller Regel von Feuerwehren und Hilfsorganisationen praktiziert, darstellt (Bild 1).
Durch Prof. Dr. Dominic Gißler (Akkon Hochschule für Humanwissenschaften, Berlin) wurden die Teilnehmenden des Führungsnachwuchses in einem zweitägigen Block in Führungsausbildung und Crew Ressource Management trainiert.
Die Teilnehmenden wurden fortan direkt in die regelmäßigen Übungen des Führungsstabs integriert. Erfahrene Stabsmitglieder nahmen sie an die Hand und führten sie in die Aufgaben des Führungsstabs ein, um sie schrittweise in verschiedene Positionen einzuarbeiten und so auf eine aktive Beteiligung im Führungsstab hinzuwirken.
An einer Ganztagsübung des Führungsstabs im Oktober 2022 übernahmen die Nachwuchsführungskräfte schließlich Aufgaben in der Übungsleitung und beteiligten sich im Vorfeld aktiv an der Vorbereitung der Übung unter Federführung eines erfahrenen Stabsmitglieds. Dem Übungsszenario lag eine Hitzeperiode mit unterschiedlichsten Begleiterscheinungen wie Vegetationsbrände und Trinkwasserknappheit zugrunde. Der Führungsstab hatte zur Aufgabe, die Bekämpfung der Schadensstellen zu koordinieren, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen und dabei auch bereits einige Tage im Voraus zu planen. In der Übungsleitung stellten die Nachwuchsführungskräfte fiktiv externe Ansprechpartner wie Landwirte, Bürgermeister oder Firmen dar und spielten diverse Situationsänderungen ein.
Gelegenheit zu Gesprächen mit Vertretern aus Bevölkerungsschutz und Wirtschaft hatten die Teilnehmenden bei einem anschließenden Kaminabend. Neben den höchsten Vertretern der einzelnen Organisationen auf Landkreisebene durften sie Landesbranddirektor Thomas Egelhaaf mit einem Redebeitrag zum Einsatz baden-württembergischer Einheiten bei der Flutkatastrophe im Ahrtal sowie den Geschäftsführer des Druck- und Verlagshauses Hermann Daniel, Daniel Welte, mit einem Redebeitrag zum Thema Bevölkerungsschutz und Medien als Ehrengäste begrüßen (Bild 2).
Im Februar 2023 stand schließlich ein weiterer Block Führungsausbildung mit Prof. Dr. Dominic Gißler auf dem Programm, bei dem sich die Teilnehmenden intensiv mit dem Selbstverständnis der eigenen Rolle als Führungskraft auseinandersetzten.